Die 5-Shot-Regel
Mit fünf Aufnahmen zum besseren Video
Du kennst das sicher: Du kommst vom Dreh zurück, hast jede Menge Material – aber beim Schneiden merkst du, dass die Hälfte davon gleich aussieht. Keine Dynamik, kein Rhythmus, kein roter Faden. Die gute Nachricht: Das lässt sich leicht vermeiden. Die Lösung heißt 5-Shot-Regel – ein simples, aber extrem wirkungsvolles Konzept, das dir hilft, jede Szene spannend zu erzählen, egal ob du mit Smartphone, DSLR oder Broadcast-Kamera drehst.
Was steckt hinter der 5-Shot-Regel?
Die Regel stammt aus dem Videojournalismus: Mit nur fünf gezielten Aufnahmen kannst du eine ganze Szene erzählen. Jede dieser Einstellungen liefert eine Information – und gemeinsam ergeben sie eine Geschichte.
-
Nahaufnahme der Action
Zeig, was passiert, macht jede Handlung verständlich. -
Nahaufnahme eines Gesichts
Zeig, wie jemand fühlt. Emotion bringt Leben ins Bild. -
Totale / Übersicht
Zeig, wo das Ganze stattfindet. Der Raum gibt Orientierung. -
Über-die-Schulter-Shot / Point of View
Zeig die Perspektive der handelnden Person – so taucht das Publikum in die Szene ein. -
Kreativer Shot oder Detail
Zeig etwas Besonderes – ein Symbol, eine Bewegung, einen Moment, der hängen bleibt.
Das Entscheidende dabei: Du musst diese fünf Shots nicht in fünf unterschiedlichen Einstellungsgrößen drehen.
Wichtiger ist die Abwechslung in der Bildgestaltung – also ein Mix aus Weite, Nähe, Perspektive und Emotion. So entsteht Spannung und Schnitt-Rhythmus.
Einstellungsgrößen und Perspektiven
Natürlich helfen dir Einstellungsgrößen und Perspektiven, deine fünf Shots abwechslungsreich zu gestalten.
Aber sie sind kein Selbstzweck – sie dienen der Erzählung.
-
Totale: zeigt Raum und Kontext
-
Halbnahe: zeigt die Handlung
-
Großaufnahme: zeigt Emotion
-
Detail: lenkt den Blick auf das Wesentliche
Kleine Änderungen im Blickwinkel reichen oft schon aus, um eine Szene lebendig wirken zu lassen. Wechsle also ruhig zwischen Aufsicht, Augenhöhe und Untersicht. Das schafft Dynamik, ohne das Publikum zu verwirren.

Die 180-Grad-Regel – Orientierung im Raum
Neben der Abwechslung ist die Räumlichkeit entscheidend. Die 180-Grad-Regel sorgt dafür, dass deine Zuschauer nie die Orientierung verlieren.
Stell dir eine unsichtbare Linie zwischen zwei handelnden Personen oder zwischen Kamera und Motiv vor. Das ist die „Achse“. Solange du auf einer Seite dieser Linie bleibst, stimmen Blickrichtung und Bewegungsrichtung von Shot zu Shot. Überspringst du diese Achse (= Achsensprung), schaut plötzlich alles „falsch herum“ aus – Personen blicken in die falsche Richtung, Bewegungen wirken unlogisch.
Das kann ein Stilmittel sein, aber ungewollt bricht es den Flow. Darum gilt: Halte die 180-Grad-Regel ein, wenn du mit mehreren Perspektiven arbeitest – besonders bei Interviews, Dialogen oder sportlicher Action.
So wendest du die 5-Shot-Regel praktisch an
-
Plane kurz, bevor du filmst.
Überlege: Was passiert hier? Wer macht was? Wo findet es statt? -
Dreh ruhig und bewusst.
Lieber fünf stabile Einstellungen als zehn hektische Schwenks. Halte jeden Shot ca. 10 Sekunden. -
Denk an die Ache.
Wechsle Blickwinkel, aber bleib auf deiner 180-Grad-Seite. -
Achte auf Abwechslung.
Unterschiedliche Shots helfen beim Schnitt – auch, um in Bewegung zu schneiden. -
Experimentiere.
Manchmal reicht schon eine kreative Perspektive, um einen Clip spannender zu machen.
Fazit
Die 5-Shot-Regel ist das einfachste Rezept für gute Filme. Sie sorgt für Struktur, Rhythmus und visuelle Abwechslung – egal, ob du Nachrichten drehst, ein Reel produzierst oder eine kleine Reportage machst. Wenn du mit der 5-Shot-Regel drehst, hast du später im Schnitt immer Auswahl. Du kannst logisch schneiden, Jumpcuts vermeiden und Rhythmus aufbauen. Wie ich in Handbuch Videoschnitt schreibe: „Ein guter Schnitt beginnt beim Drehen.“
Einstellungsgrößen und Perspektiven sind dabei dein Werkzeug. Die 180-Grad-Regel hält deine Szenen räumlich zusammen. Und das Wichtigste: Filme bewusst. Dann schneidest du später mit Leichtigkeit.
Weiterführende Links:
Totale

Großaufnahme

Over The Shoulder

Detailaufnahme

Großaufnahme
